Gabe oder Fluch? (1) |
Wolftrace lag schlafend bei seiner Mutter im Arm. Sein
Vater war schon lange wach gewesen, da er ziemlich unruhig war und
deshalb nicht schlafen konnte. Was er nicht wußte, war, dass es den
anderen auch so ging. Irgend etwas würde wohl geschehen. Er hatte
Wolftrace und Shensai lange beobachtet und bemerkt, das auch sie unruhig
schliefen. Besonders Wolftrace schlief unruhig. Nachdem er aufgestanden
war, hatte er einige andere Stammesmitglieder am Feuer sitzen sehen und
sich dazu gesetzt. * Konntet ihr auch nicht schlafen ? * Starshine
nickte. Nach einer weile kam auch Shensai dazu, hatte aber Wolftrace
noch schlafen lassen. Sie setzte sich zu Blackwater und kuschelte sich
an ihn. Die Elfen am Feuer unterhielten sich lange über diese
allgemeine Unruhe, die selbst von den Wölfen ergriffen hatte. Sie
knurrten die ganze Zeit, obwohl es keinen Grund dazu gab. Sie wurden plötzlich
aggressiv und rannten zu einer Stelle des Hains, am Rand der Lichtung.
Die Elfen sahen zu ihnen und plötzlich tauchte aus dem Dickicht des
Waldes ein fremder Wolf auf, auf dessen Rücken ein ziemlich großer Elf
saß. Die Elfen am Feuer sprangen auf und griffen nach ihren Waffen.
Galelight, der Häuptling stellte sich vor die anderen. Der Fremde hielt
drei Meter vor ihnen an. Er war etwa 1,50 m groß, braungebrannt und
recht muskulös. Er hatte sehr lange schwarze Haare, die er zu einem
Zopf geflochten über der Schulter hängen hatte. Der Fremde trug eine
schwarze Jacke und Hose, schwarze, hohe Stiefel und schwarze Handschuhe. Die Wölfe knurrten immer noch, wovon Wolftrace erwachte.
Er zog sich an und kletterte vom Baum. Er sah sich verwundert um und
erblickte die Elfen mit ihren Waffen in den Händen. Dann bemerkte er
den Fremden und schlich sich vorsichtig zu seinen Eltern. Doch plötzlich
spürte er den Blick des Fremden auf sich ruhen und blieb wie
angewurzelt stehen. Wolftrace sah dem Fremden direkt in die Augen. Er
versuchte den Blick abzuwenden, doch irgendwie konnte er es nicht. Shensai folgte dem Blick des Fremden und erblickte
Wolftrace, der dem Fremden wie gebannt anstarrte. Sie lief zu ihrem Sohn
und stellte sich schützend vor ihn hin. Wolftrace kam wieder zu sich.
** Mutter, wer ist das ? ** ,fragte er sie. ** Ich weiss es nicht. ** Galelight sah den Fremden noch immer an. „ Wer bist du
? “ ,fragte er den Fremden. Dieser hatte bisher keine Gefühlsregung ,
doch jetzt lächelte er. Wolftrace kam es wie ein falsches lächeln vor,
als ob es nur aufgesetzt wäre. „ Ich bin Gletscher und das hier ist
mein Wolf Reva. “ Wolftrace trat dichter an seine Mutter heran.
** Mutter ich mag den Fremden nicht, er kommt mir unheimlich vor. **
Shensai behielt den Fremden weiter im Auge. ** Es ist gut mein Schatz,
dir kann nichts passieren. ** Shensai sagte dies nicht nur um ihn zu
beruhigen, sondern auch sich selbst. Galelight sah den Fremden prüfend
an. „ Und was “ ,er machte eine Pause. „ willst du hier ? “ Gletscher lächelte immer noch.
„ Ich bin Wanderer und von euch will ich gar nichts. “ Wolftrace
hatte das Gefühl, als ob das nicht stimmen würde und das Gefühl, das
er damit etwas zu tun hatte, wurde er auch nicht los.
„ Ausser vielleicht, ihr hättet etwas Wasser und Essen für
mich ? “ Galelight befahl die Waffen zu senken. Der Stamm kam zusammen
und es wurde über dem Feuer ein Reh zum braten gehängt. Schläuche mit
Traumbeeren wurden umhergereicht. Gletscher blieb einige Tage und während dieser Zeit,
versuchte Wolftrace ihm aus den Weg zu gehen. Es waren seit der Ankunft
von Gletscher schon zwölf Nächte vergangen, als der Stamm wieder
versammelt um ein Feuer saß und gemeinsam einen Hirsch aß. Wolftrace
saß zwischen seinen Eltern. Da der Fremde ihm immer wieder neugierige
Blicke zuwarf, rutschte er etwas nach hinten, damit er ihn nicht mehr
sah. ** Wolftrace was hast du ? ** Wollte seine Mutter wissen. ** Mutter
der Fremde ist mir unheimlich. Außerdem beobachtet er mich die ganze
Zeit. ** Der Fremde warf wieder neugierige Blicke zu Wolftrace, der
versuchte den Blicken auszuweichen. Den er hatte dem Fremden einmal in
die Augen gesehen gehabt. Sie waren ihm dunkel, kalt und unheimlich
vorgekommen und hatten ihn zum Zittern gebracht. ** Er wird dir nichts
tun. ** ,meinte sein Vater, der bemerkte wie Wolftrace den Blicken des
Fremden auswich. ** Er macht mir aber angst. ** ** Wolftrace, hör auf !
** Wolftrace wollte etwas darauf erwidern, doch seine Mutter unterbrach
ihn. ** Nein, hör auf. Benimm dich nicht wie ein kleiner Welpe. **
Wolftrace verstand nichts mehr, seine Eltern hatten ihn noch nie so
angeschrien. Er wußte, dass es etwas mit dem Fremden zu tun hatte und
deshalb sprang er auf und rannte in den Wald. „ Wolftrace, bleib hier
! “ ,rief sein Vater ihm nach, doch er rannte weiter, ohne ihn zu
beachten. Wolftrace rannte, rannte ohne zu wissen wohin. Er rannte
so schnell er konnte. Nach einer weile hatte er die Orientierung
verloren. Tränen liefen über sein Gesicht. Er hatte seine Eltern nie
so erlebt, selbst wenn sie auf ihn böse waren. Doch warum sollten sie
jetzt auf ihn Wütend sein ? Er wußte es nicht, doch er hatte das Gefühl,
dass der Fremde etwas damit zu tun hatte. Wolftrace rannte an einem Abhang vorbei, der etwa 10 Meter abwärts ging und stolperte. Er fiel auf den Boden und rutschte den Abhang hinunter. Bei dem Sturz war er auf seinen Arm gelandet und hatte sich den Unterarm gebrochen. Unten am Abhang, blieb er einen Augenblick benommen liegen. Einen Meter von sich entfernt, sah er einen Baum, dessen Wurzeln in die Luft ragten. Er kroch zu dem Baum und konnte sich noch über die Wurzeln ziehen, bevor er bewußtlos zusammen brach. |
Wolftrace (c) |