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Die Elfen hatten sich in einer doch ziemlich engen Höhle versammelt und es sich gemütlich gemacht, so gut es eben ging. Sie saßen in einem Halbkreis um ein bescheidenes Feuer und blickten gespannt auf Nimoë. Sie zog einen etwa 20 cm langen Holzspieß aus ihrem Gürtel, den die anderen vorher nicht beachteten, oder gar nicht erst gesehen hatten. Die Spitze war aus Metall gefertigt und der Schaft mit eckigen Schnitzereien kunstvoll verziert. Das Geflüster verging auf einen Schlag, als Nimoë den Holzspieß in die Höhe hielt, und ganz fein mit dem Finger die Spitze berührte. Blut quoll aus der Wunde. „Ihr
seht, es braucht nicht viel, um sich mit dieser unheilvollen
Waffe zu verwunden. Luftflink hatte Glück, dass er nur auf
eine kleine Falle von Spaltohr gestoßen ist, und nicht auf eine
ihrer größeren, und böseren Erfindungen.“ „Aber
wer ist dieser Spaltohr, von dem Du uns hier erzählst? Ich habe
noch nie von ihm gehört, geschweige denn habe ich ihn gesehen.
Ist er auch ein Elf wie wir?“ fragte einer der Elfen. Nimoë
räusperte sich und sprach dann mit klarer Stimme: „Es
muss schon viele Wechsel der Zeiten her sein, ich denke es sind
bestimmt schon 500, als ich und mein Vater Loneheart sowie meine
Mutter Starshine, die Heilerin, die
Verbotenen Sümpfe, und ich denke es sind die Sümpfe hier im
Nebeltal, unfreiwillig besuchten. Es war eine stürmische Nacht.
Es war die Nacht, in der meine Eltern starben. Mein Vater suchte
nach einem Ort, an dem unser Stamm in Frieden vor anderen Spezies
dieser Welt leben könnte. Meines Vaters treuester Freund Schwarzmähne
war auch dabei, und wir vier entfernten uns immer weiter von
unserem Stamm. Ich war damals erst um die Hundert Wechsel alt,
unerfahren und im Kampfe noch nicht gut bewandelt. Mein Dickkopf
allein hatte es soweit gebracht, dass ich nun mit meinen Eltern,
Schwarzmähne und meinem damaligen Wolfsfreund Schwarzhaar auf
der beschwerlichen Reise durch schwarzes Dickicht war. Ich war
aufgeregt und handelte noch recht unüberlegt. Mein Vater sah
das nicht gerne, aber das ist eine andere Geschichte {siehe:
Die Anführerin, kommt sobald ich Zeit habe). Schwarzmähne
hatte schon immer gutes Gespür bewiesen, wenn es brenzlig wurde,
und auch in dieser Nacht spürte er die Gefahr lange vor uns.
Er bat uns darum, umzukehren, aber mein Vater fand es besser
weiterzugehen und dort ein Nachtlager aufzuschlagen anstatt
den Weg zurückzugehen. So gingen wir weiter als plötzlich der
Boden unter unseren Füssen nachgab, und wir in einen Graben
von 6 Metern Länge, 3 Meter Breite und mindestens 5 Meter Tiefe
stürzten. Ich konnte mich mit einem Sprung noch zurück auf festen
Boden retten, genauso wie Schwarzmähne, doch meine Eltern hatte
keine Chance mehr, sich irgendwo festzuhalten und fielen in
das dunkle Loch. Wir konnten anfangs nichts sehen, aber wir
hörten ein böses Lachen. Schwarzmähne drückte mir sein Zweihänder
in die Hand und zückte seinerseits einen langen Dolch. Es war
stockdunkel, und wir mussten warten bis die Morgendämmerung
einsetzte. Als
die Nacht langsam dem Tag wich, und unsere Kehlen heiser waren
von den Rufen die wir ins schwarze Loch gesandt hatten ohne
eine noch so kleine Antwort zu erhalten, beschlossen wir uns
selber hinab zu seilen. „Ich
würde das nicht tun, an eurer Stelle.“ Hörten wir eine Stimme
sagen. Eine Gestalt kam schwerfällig auf uns zugelaufen. Ich
hatte noch nie eine solch hässliche Gestalt gesehen. *Ein Troll*
sendete Schwarzmähne mir zu. Ich schluckte. „Eure Gefährten waren
nicht sehr schlau, in ihr Reich einzudringen.“ Gluckste der,
anscheinend weibliche, Troll. „Spaltohr mag es nicht, wenn sie
gestört wird, nein nein, Spaltohr mag das ganz und gar nicht...“
ein Grollen, das wohl ein Lachen sein sollte, erfüllte die Umgebung.
„Spaltohr wird euch mitnehmen, und dann wird sie euch zum Mittagmahl
verspeisen, ja ja, Spaltohr mag Elfen wie euch, Spaltohr isst
mit vorliebe eure Spitzohren, jaja!“ Wieder dieses grollen.
„Wer ist dieser <i>Spaltohr</i>, von dem du immer
sprichst?“ sprach Schwarzmähne „Spaltohr kennst Du nicht? Sie
ist die schönste Trollfrau in diesen Sümpfen, jaja, ist auch
die einzige, die Trollfrau Spaltohr, ja ja, seit Jahren kein
anderer Troll hat sie gesehen, die liebe Spaltohr. Auch hat
Spaltohr gebaut Falle für nicht willkommene Eindringlinge. Hat
genützt Falle, Spaltohr ist zufrieden.“. Uns dämmerte, dass
sie die ganze Zeit von sich selbst in der dritten Person sprach.
Ihr Geist schien verwirrt zu sein. „Du,... Du gemeine, böse
Kreatur du!“ schluchzte ich „Meine Eltern hast Du auf dem Gewissen!
Du.. ich werde.. „ ich brach zusammen. Meine Eltern lagen erstochen
auf dem Grund des Grabens, mein Vater umschlang den geschundenen
Körper meiner Mutter, ihre Augen waren geschlossen. Beide Seelen
hatten ihre Körper bereits verlassen. „Du wagst es sie zu beleidigen?
Sie wird dich lehren mit Trollen nett zu reden!“ keifte Spaltohr
und lief mit donnernden Schritten auf uns zu. Schwarzmähne packte
mich und trug mich so schnell er konnte weg. Spaltohr war zu
langsam, um uns zu folgen. Nach einigen Stunden legte Schwarzmähne
mich in weiches Moos. Die Gegend hier war freundlich, nichts
mehr zeugte von der Nähe der Verbotenen Sümpfe und der Trollfrau
Spaltohr. Tränen liefen mir die mit blutigen Striemen übersäten
Wangen hinab. Schwarzmähne holte seine Flöte hervor, und spielte
ein letztes, von Trauer geprägtes Lied für den toten Häuptling
und seine Gefährtin, für seine Freunde Loneheart und
Starshine.
Mein Wolfsfreund Schwarzhaar leckte mir die Tränen vom Gesicht.
Er hatte sich wohl in einer anderen Falle verfangen, denn seine
Pfoten waren blutig, und er hatte eine Wunde an der rechten
Flanke in der dieser Holzpflock hier steckte. Irgendwie musste
er sich aber losgerissen haben, und war uns dann gefolgt. Als
wir wieder im Hain ankamen, erzählten wir den anderen vom Tod
meiner Eltern, aber niemals warum es dazu gekommen war. Wir
gaben vor, dass sie beide bei der Jagd bei den Schneebergen
von einer Anhöhe gestürzt waren. Wir wollten niemanden beunruhigen.
Drei Gestirnenwechsel heulten wir für sie und tanzten für sie
ums Feuer... Ich
hätte nicht gedacht, dass wir sie wieder antreffen würden. Aber
dieses Mal, werde ich mich rächen, und wenn es das letzte ist,
was ich tue....“ Nimoë’s
Blick war finster, die Spannung die in der Luft war, drohte
die Höhle zu sprengen. Niemand wollte wissen, was der nächste
Tag bringen wird, denn jeder wusste, das es vielleicht ihr letzter
sein könnte.... |
Silberregen (ehem. Nimoë)
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